Pößnecker Klettersteig

Auch nach 100 Jahren hat der Steig nichts von seinem Glanz verloren, im Gegenteil. Nach wie vor ist der Klettersteig bei Bergsteigern sehr beliebt.
Der Pößnecker Klettersteig befindet sich in der Nähe vom Sellajoch mit Blick auf den Langkofel.
Der Pößnecker Klettersteig befindet sich in der Nähe vom Sellajoch mit Blick auf den Langkofel.
Aaron MoroderWandern & Klettern
Inhaltsverzeichnis

Toureninfo

Gesamtdauer
7 h
Dauer Aufstieg
3 h 30 min
Dauer Abstieg
3 h 30 min
Strecke
12,9 km
Aufstieg
1040 hm
Abstieg
1040 hm
max. Höhe
2965 m
Schwierigkeit
Kondition
Technik
Beste Jahreszeit
  • Januar
  • Februar
  • März
  • April
  • Mai
  • Juni
  • Juli
  • August
  • September
  • Oktober
  • November
  • Dezember

Einleitung

Der Pößnecker Klettersteig wurde bereits im Jahre 1912, nach zweijähriger Bauzeit, feierlich eröffnet. Der Steig, gebaut von der Sektion Pößneck im ostdeutschen Thüringen des Deutsch-Österreichischen-Alpenvereins (DÖAV), diente dem Zweck das Sellajochhaus mit der damals neuen Bamberger Hütte direkt zu verbinden. Für die damalige Zeit eine kühne Aktion, handelt es sich doch um den ältesten Klettersteig Südtirols und einen der ältesten in den ganzen Dolomiten.

Als Gesamtanforderung handelt es sich um eine anspruchsvolle Unternehmung, die nicht unterschätzt werden darf. Im Aufstieg sind schwierige und steile Passagen zu meistern, wobei zwischendurch auch der eine und andere einfachere Abschnitt ohne Stahlversicherung überwunden werden muss. Der Abstieg ist von überwältigender Schönheit, denn man durchquert nahezu das gesamte Sellamassiv, er zieht sich jedoch in die Länge. Für geübte Klettersteiggeher ist der Pößnecker sicherlich ein Erlebnis der Extraklasse und für viele Bergsteiger ein lang ersehntes Ziel.

Anfahrt

Von der Brennerautobahn (A22) kommend fährt man durch das Grödner Tal (SS242) bis Plan de Gralba. Nach Plan de Gralba die erste Abzweigung nach rechts bis aufs Sellajoch (SS243). Parken direkt auf dem Joch neben dem Hotel Mariaflora.

Im Sommer sind die Dolomitenpässe sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Die Linie 471 fährt im Halbstundentakt vom Grödnertal Richtung Sellajoch: Fahrpläne am besten über SüdtirolMobil abrufbar.

Sellatürme und Pößnecker Zoom
Der Zustieg erfolgt unterhalb der Sellatürme. Der Einstieg befindet sich rechts vom grauen Wasserstreifen im linken Bildteil.
Foto

Zustieg

Vom Sellajoch verläuft der markierte Weg Nr. 649 nordseitig der Sellatürme fast flach bis zum Einstieg, der sich neben einem Felsturm befindet, wo eine Tafel (100 Jahre Pößnecker Klettersteig) am Felsen angebracht ist.

Beschreibung

Der Einstieg ist, wie bei fast allen Klettersteigen, gleich eine der anspruchsvollsten Stellen des Steigs: über eine glatte Verschneidung geht es steil nach oben. Zusätzlich ist dieser Teil am Morgen gerne etwas nass. Man erreicht so einen bequemen Absatz und kann erstmals durchatmen, da auch der nächste Teil nicht ganz ohne ist. Der enge Kamin, den es zu überwinden gilt, ist nicht vollständig abgesichert und man muss eine Stelle im II Schwierigkeitsgrad frei klettern. Gute Klettersteiggeher haben hier in der Regel keine Probleme.

Es folgt einer der originellsten Abschnitte: über eine sehr luftige Leiter überwindet man eine steile Wand. Anschließend wird die Wand etwas flacher und über mäßig schwieriges Gelände führt der Klettersteig weiter nach oben in den großen Schuttkessel: das Ringband des Sellastocks. Hier kann man sich erstmals eine Pause gönnen, man ist bereits sehr hoch oben und die Aussicht ist grandios.

Aussicht Langkofel Zoom
Der Ausblick auf den Langkofel und die am Fuße gelegene Steinerne Stadt
ist die Mühe auf jeden Fall wert.
Aufstieg Zoom
Am Fuße des Sellastocks ist die sich schlängelnde Straße von Plan de Gralba bis zum Sellajoch sichtbar.
Felsspalte Zoom
Das ist doch ein Foto wert! Kurz das Handy zücken um ein Foto mit der durchquerten Felsspalte zu schießen.
Felsspalte Zoom
Am Seil gesichert bringt ein Schritt nach dem nächsten allmählich zum Ziel.
Foto

Weiter geht es zum Schuttsattel (2726 m) zwischen Piz Selva und Piz Ciavazes (kleinen Felstürmen bzw. Steinmännern auf der Südseite folgend) und von dort durch eine anfangs noch gesicherte Schlucht nach oben. Der letzte Abschnitt ist nicht mehr versichert, unschwierige Stufenkletterei (I) führt auf den Gipfel des Piz Selva (2941 m). Von dort kann man entlang des Rückens (NO) am Rande des Sellaplateaus zum Piz Gralba und weiter bis zum Piz Miara (2965 m) wandern oder auch leicht unterhalb auf dem Weg Nr. 649.

Abstieg

Vom Piz Miara beginnt der lange Abstieg vom Sellastock. Da zum Sellajoch hin überall nur steile Felswände abfallen, gilt es einen langen Weg über das Val Lasties hinabzulaufen.

Über den Weg Nr. 649 erreicht man Richtung NO zuerst die Gamsscharte (2923 m) und läuft weiter Richtung SW zur Pisciadù-Scharte (2903 m). Auf- und absteigend folgt man weiterhin dem Weg Nr. 649. An einer Abzweigung nach links (Norden) geht man vorbei bis knapp vor der Bamberger Hütte, wo nach rechts (Süden) der Weg Nr. 647 in das Val Lasties hinab abzweigt. 

Nach einem steilen Stück erreicht man einen flachen Abschnitt. Kurz nachdem der Weg wieder steiler wird, biegt der Weg Nr. 656 ab und unter Felswänden entlang erreicht man die Sellajochstraße (2058 m). Von hier per Bus, Anhalter oder Taxi zurück zum Sellajoch.

Variante: von der Pisciadù-Scharte kann man über den Weg Nr. 676 nach rechts zur Pisciadù-Hütte und den nahegelegenen See absteigen. Durch des Val Setus erreicht man das Grödner Joch (Weg Nr. 666).

Zoom
Das Hochplateau des Sellamassivs ist eine wahre Terrasse mit Blick auf die umliegenden Dolomiten.
Foto

Insider-Tipp

Der Pößnecker Klettersteig sollte keines Falls unterschätzt werden. Nicht nur der Aufstieg ist lang und auch schwierig, am Gipfel angekommen hat man erst die Hälfte der Tour geschafft. Man befindet sich auf knapp 3000 Metern und bis zurück zum Ausgangspunkt ist es ein langer Weg, auf dem keinerlei Hütten oder Bergbahnen Schutz oder Verpflegung bieten könnten. Der Klettersteig bleibt konditionsstarken Bergsteigern vorbehalten, die der Schwierigkeit und Länge dieser Tour gewachsen sind.

Der Pößnecker-Steig sollte nur bei absolut sicheren Witterungsverhältnissen angegangen werden, da man sich viele Stunden in einer hochalpinen Bergwelt aufhält und man einem Gewitter ausgeliefert wäre. Zudem sollte die Schneelage berücksichtigt werden, durch die hohe Lage kann man auf dem Abstieg bis Anfang Juli Schnee vorfinden. Auch beim Durchzug einer Kaltfront kann besonders der obere Abschnitt verschneit sein und man sollte ein bis zwei Schönwettertage abwarten, sodass der Schnee schmilzt.

Karten

  • Tabacco Nr. 05, Gröden-Val Gardena. Die Tabacco Karten sind auch über die App zu erhalten. 
  • AV-Karte Nr. 52/I

Führer

  • "Klettersteigführer Dolomiten-Südtirol-Gardasee", Axel Jentzsch-Rabl, Andreas Jentzsch, Dieter Wissekal, Alpinverlag