Sella-Überquerung mit Piz Boè

Die Sella-Überquerung hat alles zu bieten: hochalpines Dolomitenambiente, wunderschöne Aussichten, abwechslungsreiche Wege, schwierige Passagen und einzigartige Bergseen.
Auf dem Hochplateau des Sellamassives befindet man sich fast immer auf 3000 m Höhe (Bild: Boèhütte).
Auf dem Hochplateau des Sellamassives befindet man sich fast immer auf 3000 m Höhe (Bild: Boèhütte).
Aaron MoroderWandern & Klettern
Inhaltsverzeichnis

Toureninfo

Gesamtdauer
6 h
Dauer Aufstieg
1 h 30 min
Dauer Abstieg
3 h
Strecke
5,8 km
Aufstieg
400 hm
Abstieg
1140 hm
max. Höhe
3152 m
Schwierigkeit
Kondition
Technik
Beste Jahreszeit
  • Januar
  • Februar
  • März
  • April
  • Mai
  • Juni
  • Juli
  • August
  • September
  • Oktober
  • November
  • Dezember

Einleitung

Bei der Überschreitung der Sella mit Besteigung des Piz Boè (3152 m) handelt es sich um eine absolute Königsetappe unter den Wanderungen, die man in Gröden unternehmen kann. Es handelt sich aber weniger um eine Wanderung, als vielmehr um eine alpine Tour, die ihresgleichen sucht. Kurz gesagt, eine Bergtour, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Sonnenaufgang vom Piz Boè Zoom
Der Gipfel des 3152 m hohen Piz Boè bietet einen einmaligen Rundumblick auf die Dolomiten.
Foto

Anfahrt

Da es sich um eine Überschreitung handelt, ist klar, dass Auf- und Abstieg nicht auf derselben Seite des Berges liegen. Es zahlt sich daher aus das Pordoijoch mit dem Bus (Linie 471) zu erreichen und anschließend vom Grödner Joch wiederum mit dem Bus zurück ins Grödner Tal zu fahren. Für größere Gruppen kann es sich lohnen am Morgen ein Taxi zu nehmen, so dass man bereits um 8.30 Uhr am Pordoijoch ist und mit der ersten Bahn hochfahren kann. Fahrpläne am besten über SüdtirolMobil abrufbar:

Vorschläge für Unterkünfte im Sommer

Beschreibung

Der Aufstieg zum Sas Pordoi ist dank der Seilbahn kein Problem und da die Überschreitung sehr lang ist, zahlt es sich auch aus mit der Bahn hochzufahren. Wer aber konditionell besonders stark ist oder bereits sehr früh vom Pordoijoch startet, kann auch über den Weg Nr. 627 bis zur Pordoi Hütte (2848 m) hochsteigen (zusätzlich ca. 700 Höhenmeter und 1,5 h).

Von der Bergstation am Sas Pordoi ausgestiegen kann man erstmals das Sellamassiv in seiner ganzen Größe überblicken: eine Landschaft aus Felsen, durchzogen von tiefen Tälern und geschmückt mit unzähligen Türmen. Doch der Blick geht darüber hinaus und sieht nahezu alle bekannten Dolomitengipfel. Der Blick reicht vom Langkofel, zur Marmolata bis zur Civetta.

Pordoi Seilbahn Zoom
Mit der Seilbahn erreicht man bequem den Sas Pordoi und spart sich viele hundert Höhenmeter.
Bergstation Pordoi Seilbahn Zoom
Oben auf dem Pordoi bietet sich sogleich ein tolles Panorama auf die umliegenden Dolomitengipfel.
Blick Richtung Piz Boè Zoom
Von der Bergstation der Pordoi Seilbahn kann man den Piz Boè in der Ferne bereits gut erkennen.
Foto

Die Überschreitung verläuft auf dem Weg Nr. 627, auf welchem auch der Dolomitenhöhenweg Nr. 2 verläuft. Man steigt erst kurz zur Pordoi Hütte ab und wandert dann in nördliche Richtung zur Boèhütte (ursprünglich Bamberger Hütte).

Nur etwa 200 m nach der Pordoi Hütte hat man die Möglichkeit über den Weg Nr. 638 zum 3152 m hohen Piz Boè aufzusteigen. Der Weg hinauf ist steil und teilweise auch ausgesetzt. Die schwierigsten Abschnitte wurden jedoch mit Stahlseilen entschärft und der Ausblick am Gipfel lässt die zusätzliche Anstrengung schnell vergessen. Man steigt dann auf der anderen Seite wieder ab und gelangt bei der Boèhütte (2873 m) wieder auf den Weg Nr. 627. Hier kann man rechts in das immense Mittagstal hinabblicken, im Winter eine ausgezeichnete Freeride-Abfahrt.

Pordoi Hütte und Bergstation Zoom
Von der Bergstation der Bahn ist es nur ein kleiner Abstieg bis zur Pordoi Hütte - Zeit für einen Espresso!
Aufstieg zum Piz Boè Zoom
Der Aufstieg zum Piz Boè ist an manchen Stellen steil und teilweise ausgesetzt, aber mit Seilen versichert.
Gipfel Piz Boe Zoom
Auf dem Gipfel des Piz Boè hat man einen 360-Grad-Ausblick auf die gesamten Dolomiten.
Boèhütte Zoom
Vom Piz Boè geht es im Abstieg zunächst weiter zur Boè- und dann zur Pisciadu Hütte.
Foto

Es geht weiter Richtung Norden zur Pisciadù Hütte, dabei gilt es einige Male richtig abzubiegen. Von der Boèütte nimmt man den Weg. Nr. 647, dieser biegt aber bereits nach etwa 350 m nach links in das Val Lasties ab. Man zweigt deshalb nach rechts, auf den Weg. Nr. 649 ab und nach weiteren 100 m wiederum rechts auf den Weg Nr. 666 in Richtung Pisciadù Hütte. Der Weg hinab führt über große Geröllhalden und ist nicht ganz einfach, ein Abschnitt ist auch mit einem Drahtseil versichert.

Zwischen hohen Dolomitenwänden und endlosen Geröllhalden taucht aber plötzlich der malerisch schöne Pisciadù See auf, der türkisblau zwischen den Felsen schimmert. Gleich neben dem See befindet sich die Pisciadù Hütte, wo man sich eine wohlverdiente Rast gönnen kann. Die Hütte ist allerdings Endpunkt des Pisciadù-Klettersteigs (Tridentina) und dementsprechend gut besucht.

Pisciadu See Zoom
Der Pisciadu See lädt zu einer längeren Pause an seinem Ufer ein, um die Ruhe zu genießen.
Pisciadu See Zoom
Es lohnt sich den See zu umrunden und, je nach Lichteinfall, die verschiedenen Eindrücke einzufangen.
Pisciadu Hütte Zoom
Die Pisciadu Hütte befindet sich in unmittelbarer Nähe des Pisciadu See. Zeit für eine ausgiebige Pause.
Foto

An der Pisciadù Hütte lässt sich zwar bereits erahnen, dass das Grödner Joch nicht mehr weit entfernt ist, das heißt aber nicht, dass die Konzentration nachlassen darf. Es folgt das Setustal: ein spektakulärer Abstieg, durch ein tief eingeschnittenes Tal zwischen senkrechten, hunderte Meter hohen Wänden. Es handelt sich hierbei um den schwierigsten Abschnitt der ganzen Überschreitung, den man keinesfalls unterschätzen sollte.

Von der Pisciadù Hütte geht es entlang dem Weg Nr. 666 in westliche Richtung, Anfangs leicht aufsteigend und dann sogleich nach rechts hinunter in das Setustal. Der erste Teil verläuft in steilem, felsigem Gelände und ist dank eines Stahlseiles gut zu bewältigen. Anschließend erreicht man die darunterliegende Schlucht und steigt über den Weg durch die Schutthalden hinab, bis sich das Tal erweitert. Auf diesem Teil kann oft bis in den Juli hinein viel Schnee liegen, durch die vielen Begehungen findet man aber meist gute Trittspuren. Gutes Schuhwerk und Trittsicherheit sind aber ein absolutes Muss für diese Tour.

Sobald sich die Schlucht erweitert zahlt es sich aus, nicht direkt zum großen Parkplatz abzusteigen (Weg Nr. 666A), sondern nach links auf den Weg Nr. 666 abzubiegen und so leicht aufsteigend direkt das Grödner Joch zu erreichen, da sich dort die Bushaltestelle für die Rückfahrt nach Gröden befindet.

Ausgang des Setustal Zoom
Das steile Gelände ist bereits geschafft: am Ende vom Setustal wird es breiter.
Grödner Joch Sella Zoom
Am Ende eines tollen Tages gelangt man über Wiesen zum Grödner Joch und zum Bus zurück nach Gröden.
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Insider-Tipp

Die Sellaüberschreitung ist eine der spektakulärsten Touren in Gröden, dementsprechend sparen sich viele Wanderer diese Tour als krönenden Abschluss in ihrem Urlaub auf. Man sollte aber auch optimal vorbereitet sein, um diese Überquerung zu bewältigen. Da der Sas Pordoi mit der Bahn leicht zu erreichen ist, nehmen diese Überschreitung leider auch viele Wanderer in Angriff, obwohl ihnen die nötige Voraussetzung dafür fehlt. Man bewegt sich den ganzen Tag auf einer Höhe um die 3000 m auf teilweise schwierigen Steigen, welche Kondition, Trittsicherheit und Erfahrung erfordern.

Die Fahrt von Gröden zum Prodoijoch mit einem Taxi ist sehr zu empfehlen, da man dadurch gleich mit der ersten Bahn hochfahren kann und einem ungleich mehr Zeit für die Überschreitung zur Verfügung steht. Nimmt man den Bus, kann man frühestens um halb 10 mit der Bahn hochfahren und muss dementsprechend schneller unterwegs sein.

Auch die meteorologischen Gegebenheiten sollten berücksichtigt werden. Bei Gewittern hat man oben auf dem Sellaplatteau oder in der tiefen Schlucht des Val Setus nichts verloren und es kann schnell brenzlig werden. Auch die Schneelage sollte berücksichtig werden. Im Frühsommer liegt auf vielen Abschnitten noch Schnee und auch im September, wo es hin und wieder einige Zentimeter schneien kann, bleibt dieser oft länger liegen.

Karten

  • Tabacco Nr.05, Gröden-Val Gardena. Die Tabacco Karten sind auch über die App zu erhalten. 
  • AV-Karte Nr. 52/I